Vergaser einstellen
Vergaser – ein optimal eingestellter Vergaser, sorgt für eine gute Verbrennung, optimale Leistung und Langlebigkeit des Motors. Daher solltet ihr möglichst dafür sorgen, dass die Zündkerze bzw. die Elektrode einen rehbraunen Farbton hat (weiter unten wird erklärt, wie ihr für eine Sichtprüfung vorgehen müsst).
Um den Vergaser einstellen zu können, sollte der Motor warm sein. Fahrt mit der Grundeinstellung des Vergasers zwei, drei Kilometer.
Die Grundeinstellung
Um die Grundeinstellung bei den üblichen Vergasern (16/10, 16/16 oder 19/19) einzustellen, dreht ihr die Benzin-Gemischschraube (lila) sehr behutsam im Uhrzeigersinn ganz hinein und dann wieder 1,5 Umdrehungen gegen den Uhrzeigersinn heraus.
Standgas einstellen
Mit der Leerlauf-Gemischschraube (grün u. blau dargestellt), stellt ihr das Standgas ein. Dreht ihr im Uhrzeigersinn wird das Standgas erhöht (der Hebelarm, gelb, erhebt sich), dreht ihr gegen den Uhrzeigersinn wird das Standgas reduziert (der Hebelarm wird gesenkt). Das Standgas ist optimal eingestellt, wenn ihr um die 1000 U/Min. erreicht habt und der Motor im Stand nicht ausgeht. Beim ersten ankicken, sollte die Leerlauf-Gemischraube möglichst weit draußen sein, damit der Motor nicht unkontrolliert hoch dreht.
Mit der Grundeinstellung solltet ihr auf alle Fälle den Motor ankicken und fahren können.
Die perfekte Abstimmung
Der Motor ist warm und blubbert im Standgas vor sich hin – der Moment für die perfekte Abstimmung. Dreht dazu die Benzin-Gemischraube langsam im Uhrzeigersinn hinein. Der Vergaser wird dadurch magerer und erhöht damit auch die Drehzahl. Dreht langsam weiter bis die Drehzahl wieder abfällt, um dann unmittelbar die Gemischschraube 1/8 Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Nun habt ihr das optimale Gemisch mit der verbauten Düsen erreicht.
Solltet ihr die Gemischschraube bis zum Anschlag hinein drehen können, ohne das ihr an den Punkt kommt bei dem der Motor ausgehen möchte, ist die Hauptdüse zu groß und ihr solltet die nächst kleinere einbauen und erneut probieren.
Für eine perfekte Vergaser Abstimmung schwingt ihr euch auf die Vespa und fahrt ein paar Kilometer bis der Motor warm gefahren ist. Das was nun kommt ist wichtig für ein ablesbares Kerzenbild. Fahrt rund ein Kilometer Vollgas, zieht bei Vollgas die Kupplung und drückt gleichzeitig den Killschalter und haltet in dieser Stellung an.
Schraubt dann die Kerze heraus und schaut euch das Bild an.
Die drei Kerzenbilder
Anhand der drei Kerzenbilder könnt ihr sehen, ob der Motor mit dem richtigen Gemisch versorgt wird. In der Regel gibt es drei Bilder: hellbrau bis weiß, Dunkel, schwarz und rußig oder Rehbraun.
Hellgrau bis Weiß
Das Gemisch ist zu mager und der Motor bekommt zu viel Luft und zu wenig Benzin. Der Motor kann nicht die volle Leitung abgeben und wird nicht ausreichend geschmiert (Kolbenklemmer… Motorschaden)
Dunkel, Schwarz und rußig
Das Gemisch ist zu fett und der Motor bekommt zu viel Benzin und zu wenig Luft. Der Motor kann nicht die optimale Leistung erzielen. Die Zündkerze und das Abgassystem verrußen.
Rehbraun (optimale Einstellung)
Die Elektrode und der Steg der Zündkerze, sind Rehbraun gefärbt. Der Motor bekommt das richtige Verhältnis zwischen Benzin und Luft. Der Motor kann seine optimale Leistung erbringen und darüber hinaus ausreichend geschmiert.
Habt ihr die Gemischschraube entsprechend leicht korrigiert, fahrt ihr erneut ein paar Kilometer und haltet dann nach dem oben beschrieben Vorgehen an und überprüft die Zündkerze erneut.
Damit der Motor beim Starten nicht unnötig hohe Drehzahlen erreicht
Damit der Motor beim Starten nicht unnötig hohe Drehzahlen erreicht, sollte der Hebelarm (und somit der Gasschieber) nur minimal angehoben sein (Schraube dazu gegen den Uhrzeigersinn drehen, bis der Hebel knapp aufliegt). Erhöht das Standgas nach und nach und tastet euch heran.
Die optimale Vergaser Einstellung lässt sich nur dann realisieren, wenn folgende Parameter gegeben und erfüllt sind:
- keine Falschluft (Vergaser und auch Motor)
- Zwischen Vergaser u. Ansaugstutzen ist der Filzring verbaut (oder O-Ring)
- Zündung ist richtig eingestellt
- Zündkerze ist in Ordnung
- Hauptdüse / Nebendüse sind richtig gewählt
- Gaszug läuft einwandfrei (klemmt nicht)
Falschluft (Nebenluft)
Als Falschluft (auch Nebenluft genannt) bezeichnet man in der Technik, die zu einem kontrollierten Strom an Luft zusätzlich und unkontrolliert hinzutritt, sodass mehr Luft als vorgegeben oder zuvor gemessen o. ä. besteht, oder dass Luft, die kontrolliert war, aus einem Prozess unkontrolliert entweicht, mit dem unerwünschten Effekt, dass sich damit eine Gemischzusammensetzung und u. U. andere Verfahrens-Parameter verändern.
Falschluft ist bei unseren Vespa Motoren ein großes Problem, wenn Abdichtungen zwischen zum Beispiel Vergasern und Ansaugstutzen (z. B. Filzring oder O-Ringe) fehlen oder der Motor selbst undicht ist (Simmering oder Gehäusedichtung undicht/defekt). Dadurch wird unkontrolliert zu viel Luft angesaugt, sodass das Vergaser nicht richtig abgestimmt werden kann und am Ende das Benzin-Luft-Gemisch zu mager ist. Dieses Falschluft-Verhalten kann zu Fehlfunktionen, schlechter Verbrennung, zu hohem Verbrauch und auch bis zur völligen Funktionsunfähigkeit führen. Typischer Schadensfall von hoch belasteten Zweitaktmotoren war früher oftmals, dass Kolben durchbrennen, wenn ein Falschluft-Zutritt über längere Zeit unbemerkt blieb und zu weitaus zu hohen Verbrennungstemperaturen geführt hatte.
In dem folgenden Video wird sehr gut uns ausführlich erklärt was Falschluft ist und wie ihr nach Falschluft suchen müsst.
Hauptdüse (HD)
Die Hauptdüse (HD) regelt das Gemisch im oberen Drehzahlbereich – 3/4 bis Vollgas. Wird die HD zu klein gewählt, kann der Motor nicht die volle Leistung erbringen. Besonders wichtig bei Zylindern aus dem Tuning-Bereich. Inkl. der Zylinder mit gleichem Hubraum.
Wenn ihr mit dem Roller unterwegs seit, dann zieht bei Vollgas mal den Choke heraus. Erhöht sich die Drehzahl und die Vespa wird schneller, ist die HD zu klein gewählt und ihr braucht eine größere. Zieht ihr den Choke und die Drehzahl fällt ab und der Motor möchte ausgehen, ist die HD richtig oder aber zu groß.
In der Regel findet man die Daten für die Größe der HD in der ABE und/oder in den Fahrzeugpapieren. Meist werden zwei Größen genannt, die aber nicht zwingend ideal für euer Setup sind. Daher lohnt eine Abstimmung für die optimale Leistung in jedem Fall.
Nebendüse (ND)
Die Nebendüse ist ein weiterer Faktor bei der Abstimmung. Die Wahl der richten Nebendüse beeinflusst unter anderen ein ruhigen Lauf beim Standgas und sorgt für die richtige Menge Sprit im ersten Viertel bzw. beim Anfahren. Leider gibt es keinen wirklichen Richtwert, die ich euch hier nennen könnte. Daher gilt… Probieren, Probieren, Probieren. Bevor ihr mit dem Testen der richtigen Kombi anfangt, muss erst die HD stimmen und dann erst, wir die ND auf die HD abgestimmt.
Standard Nebendüsen sind:
SHB-Vergaser | 16/10 | 38 |
SHB-Vergaser | 16/16 | 42 |
SHB-Vergaser | 19/19 | 45 |
Während sich die HD in der Schwimmerkammer (grün im Bild) befindet und diese, für ein Wechsel, abgeschraubt werden muss, ist die ND (lila im Bild) seitlich außen angebracht.
Achtet bei allen Düsen darauf, dass diese absolut sauber sind!
Die Faustregel
Als Faustregel gilt, dass die Abstimmung immer von FETT nach MAGER erfolgen soll. Damit wird verhindert, dass der Motor anfangs zu mager läuft. Eine mögliche Folge könnte ein Kolbenklemmer sein.